#Outinchurch – Der Kampf für eine Kirche ohne Angst

Am 25. April 2022 besuchte uns Rainer Teuber von der Initiative #outinchurch in der Canisiusschule. „Für eine Kirche ohne Angst“ steht die Initiative, die von queeren Menschen, die beruflich oder ehrenamtlich in der Kirche tätig sind, ins Leben gerufen wurde. 125 Personen outeten sich im Januar diesen Jahres gemeinsam unter anderem als lesbisch, schwul, bisexuell, pansexuell, transgender, intergeschlechtlich oder nicht binär. Einer von ihnen ist Teuber, der auch in der dazugehörigen Dokumentation „Wie Gott uns schuf“ der ARD als ein Positivbeispiel des Essener Bistums im Umgang mit queeren Personen zu sehen ist. Die Dokumentation wurde im Vorfeld von den anwesenden Religonskursen der Q1 angeschaut.

Nach einer kurzen Vorstellung stand Teuber die restliche Zeit für Nachfragen zur Verfügung. Die Fragen reichten von persönlichen, über Fragen zur Institution, bis hin zum Queersein in der Kirche allgemein. Es wurde schnell deutlich, dass die Auseinandersetzung der katholischen Schülerschaft mit dieser Thematik nicht nur ein Anliegen von Teuber und den organisierenden Lehrkräften war, sondern auch bei den Schüler*innen selbst auf großes Interesse traf.

Teuber berichtete, dass der Schritt in die Öffentlichkeit einerseits anstrengend und oft riskant sei, weil er so viel Persönliches beinhalte, mit dem man sich verletzbar mache. Aber andererseits dringend notwendig sei, weil es Gesichter zu den Schicksalen vieler Tausend Menschen in der Kirche benötige, um als Außenstehender das Ausmaß nachvollziehen zu können. Nach seinem öffentlichen Auftritt mit #outinchurch habe er hauptsächlich positive Rückmeldung bekommen. Bei 250 wertschätzenden und solidarischen E-Mails könne man über die zwei hinwegsehen, die niveaulosen Hass beinhalten.

Eine Frage, die wohl vielen unter den Nägeln brannte, war die nach dem „Warum?“. Warum bleiben queere Personen, die in ihren Freiheiten von der Kirche so sehr beschnitten werden, in einer solchen Institution? „Wieso geben Sie die Kirche nicht einfach auf?“, fragte eine Schülerin. Teuber wolle die Kirche noch nicht aufgeben. Nicht ohne Grund heiße die Initiative #outINchurch. Er sehe nach wie vor das Potential der Kirche, Gutes zu tun. Auch in ethischen Fragen sei die Kirche wichtig.                                                                                                                                 

Aber was nützt der Kirche ein solches Potential, wenn ihr keine Norm-Autorität mehr zuteil wird? Die Geduld vieler mit der Kirche ist vergleichbar mit einem Seil, das unter Demütigung, Diskriminierung, Ablehnung, Vertuschung und Angst immer dünner wird. Bei vielen queeren und nicht queeren Personen ist es nur noch ein verschlissener Faden. Bei einigen ist jede Faser der Verbindung zur Kirche schon gerissen.                                                                                                                                                     

Auch Teuber wolle nicht ausschließen, die Hoffnung auf tatsächliche Veränderung in der Kirche irgendwann doch aufzugeben. Er habe in #outinchurch aber das wichtigste Projekt seines Lebens gefunden. Jetzt, wo erste Errungenschaften sich abzeichnen, sei an Resignation erstmal nicht zu denken.

Teuber sei sich bewusst, dass er eine Kirche nach seinen Idealvorstellungen wohl nicht mehr erleben würde. Er meint, es sei mit der Kirche und #outinchurch so wie mit dem Kölner Dom und seinem Architekten. Auch der habe das Endresultat nach über 600 Jahren Bauzeit nicht mehr miterleben können. Dennoch schreckte er nicht davor zurück, den Plan für den Dom zu entwerfen und die ersten Steine legen zu lassen. Die Initiative von Teuber und seinen Mitstreiter*innen sei nur der Beginn eines Umdenkens, das die Kirche brauchen wird, wenn sie auch die nächsten Jahrzehnte fortbestehen möchte.

Wie sich die Kirche in Bezug auf seine queeren Mitarbeiter*innen und ihre anderen Problembereiche weiterentwickelt, bleibt also erstmal abzuwarten.

Wir bedanken uns bei Herrn Teuber für seinen Besuch und die aufgeschlossene Kommunikation, mit der er sein Publikum begeistern konnte!

 

Text: Cosima Richter, Q1

Foto: B. Weiland

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